Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus und St. Georg (katholisch)


Wir stehen vor der katholischen Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus und St. Georg. Diese spätgotische Kirchenanlage wurde hauptsächlich im 15. und 16. Jh. errichtet. Begrenzt wird sie im Norden (Richtung Marktplatz) von der Kirchgasse, im Osten von der Hauptstraße, im Süden von der Klostergasse und im Westen von der Nikolauskapelle aus dem 15. Jh.. Diese ist vom Kircheninneren zugänglich.


Als Vorgängerkirche befand sich an dieser Stelle die Pfarrkirche St. Georg, die 1158 im Zusammenhang mit der Ersterwähnung einer selbständigen Pfarrei Volkach urkundlich bezeugt ist. Die Urpfarrei von Volkach war der Kirchberg, also die Wallfahrtskirche „Maria im Weingarten“.


Zur Baugeschichte


Die Baugeschichte der Stadtpfarrkirche zeigt beispielhaft, wie im Mittelalter die meisten größeren Kirchbauten ihren Verlauf nahmen. Den Beginn machte der Chorbau, dann folgte das Langhaus und danach Turm und Außendekoration. Die Ausstattung der Kirche blieb späteren Generationen vorbehalten.


Hoher Chor






Der hohe Chor der Stadtpfarrkirche wurde in den Jahren von 1413 bis 1442 errichtet. Seinen vorübergehenden Abschluss fand dieser mit der Weihe des Hochaltars in 1442.


6 dreibahnige Spitzbogenfenster mit Maßwerk und 8 abgesetzte Strebepfeiler sind prägende Bestandteile des Chors. 6 der Strebepfeiler sind mit Nischen, diese mit Konsole und Baldachin, ausgestattet. Leider fehlen die dafür vorgesehenen Figuren; sie wurden wohl nie aufgestellt.


Die Ostseite des Chores ziert ein spätbarockes Kruzifix aus Sandstein.


An der nördlichen Chorwand befindet sich zwischen zwei Strebepfeilern eine Ölbergszene mit Gott Vater, den knienden Christus und drei schlafende Jünger. An dem Gehäuse für den Ölberg sind an den Rundbögen eingemeißelt: die Jahreszahl 1581 mit den Wappen der Stadt, des Würzburger Schultheißen Valentin Jäger (in Volkach 1570 – 1585) und ein bürgerliches Wappen CH.


Langhaus


Erst 30 Jahre nach Abschluss der Bauarbeiten am hohen Chor gaben Bürgermeister und Stadtrat in 1472 den Auftrag zum Bau des Langhauses. Zeugnis davon gibt ein entsprechender Eintrag von Niklas Brobst im Volkacher Salbuch von 1504.


Das Langhaus selbst zieren ebenso wie den hohen Chor u. a. dreibahnige Spitzbogenfenster mit Maßwerk. Strebepfeiler dienen der Statik des Kirchenschiffs. Die Portale liegen jeweils auf der Nord- und Südseite des Langhauses. Die Türen sind mit schönen schmiedeeisernen Lindenblattornamenten aus der 2. Hälfte des 15. Jh. beschlagen.


Turm


Der quadratische Teil des Turms wurde bis zur Galerie in den Jahren 1513 bis 1517 errichtet. Der achteckige Turmaufbau mit 3 Geschossen folgte im Jahr 1597. Der Turm misst mit Haube und Laterne 54 Meter; er hat insgesamt 9 Geschosse.


Der Unterbau des Turms ist 6geschossig, er hat Mauern mit fast zwei Meter Stärke. Im 6. Geschoss befindet sich die Glockenstube. Dort hängen 5 Glocken aus den Jahren 1519, 1840 und 1953.

Er wird von einem Treppentürmchen begleitet, das die Wucht des massigen Turms abschwächt und dem Ganzen eine malerische Wirkung verleiht. Darüber befindet sich eine Galerie mit geschlossener Brüstung auf Renaissance-Konsolen. Der achteckige Turmaufsatz hat 3 Geschosse, beherbergt die Türmerwohnung und ist bekrönt mit Kuppeldach und Laterne. Die Wetterfahne zeigt Mond und Sterne.


An der Ostseite des Turms sehen wir zwei Wappen. Unten das Wappen der Voite von der Salzburg mit der Jahreszahl 1517 und darüber das Wappen des Fürstbischofs Lorenz von Bibra und seine Ahnenwappen an den 4 Ecken.


Die Voite von der Salzburg waren wahrscheinlich fürstbischöfliche Amtmänner in Volkach.


Zeichnung aus dem Volkacher Salbuch von 1504

Die Zeichnung aus dem Volkacher Salbuch von 1504 zeigt u. a. den bereits fertiggestellten spätgotischen hohen Chor samt Turm der Vorgängerkirche St. Georg mit Türmerwohnung. Die Aufgaben des Türmers sind im Volkacher Salbuch beschrieben. Er soll u. a. jede Stunde seine Wachbereitschaft mit der Trompete signalisieren. Auch soll er den Tag anblasen und anschreien. Als besonderes Privileg darf er alle 14 Tage vom Turm steigen und ins Bad gehen.


Näheres zur Zeichnung erfahren Sie auf der Stele vor Ort.


Kirchgasse 2



Wir befinden uns in der Kirchgasse vor dem Haus Nr. 2, dem sogenannten Quitten-Häuschen. Das kleine Gebäude steht exemplarisch für eine gelungene Sanierung alter Bausubtanz in der Altstadt.



Das Foto zeigt das Häuschen vor seiner Sanierung.


Den Abschluss der Kirchgasse mit der Haus Nr. 3 bildet die


Alte Lateinschule

Dieses zweigeschossiges Gebäude in Fachwerkausführung wurde im 16. Jahrhundert neben der Nikolauskapelle errichtet. Hier arbeitete bereits der Lehrer, Stadtschreiber und Notar Niklas Brobst (15./16. Jh.). Unterrichtet wurden in diesem Haus ausschließlich Jungen in 3 Klassen bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Heute dient das Gebäude als Wohnung für die Küsterfamilie.


Innenausstattung der Stadtpfarrkirche


Wir betreten das Gotteshaus durch das Nordportal. Uns empfängt ein heller lichtdurchfluteter gotischer Raum. Die reiche Ausstattung im Stil des Barock/Rokoko wurde im wesentlichen im 18. Jahrhundert geschaffen. Eine umfassende Beschreibung der gesamten Ausstattung sprengt den Zeitrahmen unseres Spaziergangs durch die Altstadt. Deshalb müssen wir uns auf wenige ausgewählte Objekte beschränken.


1. Von der Erstausstattung der Kirche sind noch erhalten:

a) der Taufstein,

b) das Vesperbild in der südlichen Seitenkapelle 1420 und

c) der ältere rückwärtige Teil der Westempore.


2. Altarblätter


Hochaltar

Altarblatt „Aufnahme Mariens in den Himmel“ von Sebastian Urlaub 1726/27


Südlicher Seitenaltar

Altarblatt „Hl. Cäcilia“ von Gg. Chr. Urlaub 1755


Nördlicher Seitenaltar

Altarblatt „Rosenkranzkönigin“ kann nicht mit letzter Sicherheit Gg. Chr. Urlaub zugeschrieben werden.


Seitenaltar links vom Chorbogen

Altarblatt „Christus am Ölberg“ von Peter Geist 1853


Seitenaltar rechts vom Chorbogen

Altarblatt „Anbetung der drei Weisen“ von Peter Geist 1853


Wir erinnern uns: Der Mahler Peter Geist wurde 1816 in Volkach im Gasthaus zur Rose geborenen.


Wir verlassen nun die Kirche durch das Südportal und befinden uns in der



Klostergasse


Hier befand sich bis zu seiner Verlegung in die Vorstadt um 1544 der Gottesacker. Zeugnis davon gibt das Epitaph im Lorbeerkranz mit Balbus-Familienwappen in der nördlichen Hauswand des Anwesens Hauptstraße 9/Ecke Klostergasse.

Das historische Foto der Drogerie Karl Ullrich um 1900 aus der Sammlung Konrad zeigt das Epitaph rechts unten. 



Den Abschluss der Klostergasse im Westen mit der Haus Nr. 1 bildet die


Pforte des Klosters St. Maria der Dillinger Franziskanerinnen



Seit 1858 wirken die Dillinger Franziskanerinnen auf dem ehemaligen Areal der Stadtherren. Sie widmen sich seither der Mädchenbildung. Zunächst übernahmen sie die Betreuung der städtischen Mädchenschule und der Kleinkinderbewahranstalt. Von 1896 bis 1942 bestand das Bildungsangebot des Klosters im Betrieb der höheren Töchterschule mit Internat. Nach 1945 wurde die Mädchenbildung mit den Schularten Mittelschule und Haushaltungsschule mit Internat fortgesetzt.

Heute befindet sich dort die 6-stufige Mädchenrealschule mit Tagesheim und Kinderhort des Klosters St. Maria der Dillinger Franziskanerinnen.


Das folgende Bild zeigt uns diese Bildungseinrichtung in früheren Zeiten.


Im 8. und 9. Jahrhundert soll an dieser Stelle ein Fronhof der Herrschaft gelegen sein.

Im 12. bis 15. Jahrhundert hatten hier die Casteller Grafen ihren Amtssitz.

Ab 1520 fiel die Stadt vollständig an das Hochstift Würzburg. Die Fürstbischöflichen Amtmänner hatten hier ihren Sitz mit Amtshof und Kellerei bis zur Säkularisation 1803.

Danach beherbergt das Areal das Landgericht des Königreichs Bayern bis zu seiner Verlegung in die Hauptstraße 31 um 1817. Weiter war das Forstamt auf diesem Gelände untergebracht. 


Wir gehen nun zurück zur Hauptstraße und weiter zum Marktplatz.

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