Am Marktplatz angekommen halten wir kurz inne und lassen Marktplatz, Rathaus und den Reigen nobler Bürgerhäuser auf uns wirken. Was ist sein Geheimnis, dass er Tag für Tag so viele Menschen magisch anzieht und zum Verweilen einlädt? Vielleicht geben die folgenden Ausführungen zum Ensemble Marktplatz eine Antwort darauf. Beginnen wir mit dem Rathaus.


1. Rathaus

Dieser schmucke Renaissancebau aus dem 16. Jahrhundert ist das prägende Element des Volkacher Marktplatzes. Er wurde 1544 errichtet und ist seither Mittelpunkt des städtischen Gemeinwesens.


Als besondere bauliche Merkmale gelten:


  • doppelflügelige Außentreppe zum Obergeschoss,
  • Verkündererker mit Fachwerk,
  • Toreinfahrt zur ehemaligen Markthalle im Untergeschoss (heute Eingang zur Tourist-Info und Stadtverwaltung) und
  • Renaissancegiebel.


Heute ist das Gebäude Sitz der Stadtverwaltung und der Verwaltungsgemeinschaft Volkach.



Zeitreise


Mittelpunkt jeder lebendigen Stadt ist das Rathaus. An ihm spiegelt sich die Entwicklung jeder städtischen Gemeinschaft wider.


Nach dem endgültigen Übergang Volkachs aus dem Herrschaftsbereich der Grafen Castell an das Hochstift Würzburg zu Beginn des 16. Jahrhunderts genügte das alte baufällige Bürgerhaus den Ansprüchen der Bürgerschaft nicht mehr. Man kam mit Zustimmung der fürstbischöflichen Herrschaft überein, ein „new rathaus zu pauen, dan was man an dem alten verpessre oder verpau, sei vergeblich....“. Eine Zeichnung aus dem Volkacher Salbuch von 1504 zeigt das ehemalige Bürgerhaus. Es stand am unteren Platz; er wird in der nordöstlichen Stadt vermutet.


Das neue Rathaus wurde ab 1544 erbaut. Zu ebener Erde entstand der hallenartige Unterbau, in dem Metzger, Bäcker und andere Gewerbe ihre Waren feilboten. Eine doppelflügelige und überdachte Freitreppe erschloss die Obergeschosse mit den Amtsräumen und der Ratsstube. Die enge Kammer unter der linken Treppe diente als „Narrenhäuschen“, wo kleine Vergehen abzusitzen waren.


1687 erfolgte der Ausbau des Kellers für die Lagerung des städtischen Weinvorrates und

1879 bis 1882 ein Umbau u. a. mit der Neugestaltung der Fensterfront und dem Anbau eines Treppenturmes an der Westseite. Durch diese Baumaßnahmen konnten die Knaben- und Mädchenschulen (Kirchgasse und Schulgasse) sowie die Fortbildungs- und Sonntagsschule im Rathaus untergebracht werden.

Die Überdachung der Freitreppen wurde 1881 abgebrochen. Bis in die heutige Zeit erfolgten weitere zahlreiche Sanierungen und Modernisierungen des Rathauses.


Nach der Gebietsreform 1972 wurde das Gebäude in einen modernen Verwaltungssitz für die Stadt und die Verwaltungsgemeinschaft Volkach umgebaut.

Historische Ansichten und Zeichnungen


rgerhaus




Rathaus mit überdachter Außentreppe


Rathaus um 1900





2. Marktplatz mit Marktbrunnen


Wie sie sicher bereits bemerkt haben, ist der Volkacher Marktplatz in Richtung Westen, also zur Mainseite hin, leicht geneigt. Sie können ihn daher von der Hauptstraße her gut überblicken und von hier aus jegliches Treiben auf dem Platz leicht verfolgen. Das schmucke Rathaus im Hintergrund und der Marktbrunnen verstärken das Schauerlebnis.


Zeitreise


Wie der Name schon sagt, war der Marktplatz eine Stätte des Handels und hatte damit eine wichtige Funktion für die Versorgung der Bevölkerung der Stadt mit Gütern des täglichen Bedarfs. Er war aber auch Ort der Information für die Bevölkerung. Der Verkündererker am Rathaus gibt Zeugnis davon, wie damals die Anordnungen der Obrigkeit – also von oben herab – dem versammelten Volk auf dem Marktplatz verkündet worden sind.


Den ersten Marktbrunnen von Meister Philipp Höhenstein aus Schweinfurt gab es schon um 1488. Eine neue Brunnenanlage in achteckiger Form wurde um 1720 errichtet. Diese Brunnenanlage wurde 1892 grundlegend renoviert und mit der heute vorhandenen vierröhrigen Brunnensäule und

der auf einer Weltkugel stehenden Madonnenstatue Maria immaculata  geschmückt.

Die ebenfalls am Marktbrunnen aufgestellte Figur des heiligen Nepomuk wurde auf die neue Mainbrücke gebracht und dort als Brückenheiliger aufgestellt. Sie ging 1945 bei der Brückensprengung verloren.


1982 wurde der Marktplatz zu einem verkehrsberuhigten Bereich umgestaltet. Heute finden hier in erster Linie kulturelle Veranstaltungen statt.



Historische Ansichten


Marktplatz nach 1880 mit landwirtschaftlichen Fuhrwerken

Markttag im Jahr 1949



Marktplatz wird mit zunehmender Motorisierung zum zentralen öffentlichen Parkraum der Altstadt


Marktplatz mit städtischer Waage




Der Marktplatz grenzt im Süden an die Badgasse. Blicken wir in die Badgasse, liegt an deren Ende das Badhaus. Hausnummer Badgasse 4.


3. Badhaus

Der Kern des Badhauses stammt aus dem 15. Jahrhundert. Die Badstube wurde im Volkacher Salbuch von Niklas Brobst erwähnt.


Wir erinnern uns: Der Türmer durfte im Rahmen städtischer Entlohnung alle 14 Tage das Badhaus besuchen. Das Badhaus war wohl eine Einrichtung der Obrigkeit. Folglich findet man im Salbuch auch keine Beschreibung zu den Aufgaben, Rechten und Pflichten des Baders.


Bei der Generalsanierung und Restaurierung des Gebäudes in 2010 wurden gotische Wandbemalungen und Reste des historischen Dampfbades freigelegt.


4. Bürgerhäuser am Marktplatz


An der Ecke Badgasse/Hauptstraße liegt das Wohn- und Geschäftshaus


Hauptstraße 11


Es wurde um 1700 als zweigeschossiges Gebäude mit Mansardendach und reichhaltiger Barockfassade errichtet. Die Rokoko-Ornamentik (Gewände der Fenster und Torbögen mit kassetierten Pfeilern und Schlusssteinen, gerundeten Hausecken mit Gliederung durch Sandsteinquader) entstand um 1730. Restauriert wurde das Anwesen 1950.


Historische Ansicht




Auf der gegenüber liegenden Straßenseite Ecke Hauptstraße/Spitalstraße mit Hausnummer Hauptstraße 20 befindet sich das




Bauamt der Verwaltungsgemeinschaft Volkach.


Das Anwesen wurde 1590 als Julius-Spital errichtet. Ein Julius Echter – Wappen im Hof der Anlage gibt Zeugnis von seiner ursprünglichen Zweckbestimmung. Diese endete wohl mit der Verlegung des Spitals nach Dettelbach um 1784.

Es folgte in 1812 ein Neubau zum Wohn- und Geschäftshaus in heutiger Form als Eckhaus mit Mansardendach.

1966 wurde das Erdgeschoss für die Unterbringung der Räumlichkeiten der Castellbank umgebaut.

Seit 2020 residiert das städtische Bauamt in diesem Gebäude.


Historische Ansicht




Wappenstein in der Spitalstraße des Anwesens


Wir überqueren die Spitalstraße und befinden uns vor dem Gebäude



Hauptstraße 22




1574 Ersterwähnung des Anwesens. Ab 1689 Apotheke im Erdgeschoss, um 1771 Handlung mit wechselseitigem Angebot.

1965 erfolgt eine Totalsanierung mit Wiederaufbau des Hauses. Zeugnis auf den Vorgänger-Renaissancebau gibt ein Wappenstein von 1574 an der Traufseite des Hauses.

Bis 2001 befand sich dort eine Apotheke und danach ein Geschäft mit Geschenk- und Haushaltswaren.

Seit 2013 beherbergt das Gebäude die Bistro-Vinothek der GWF.


Wappenstein von 1574


Historische Ansicht des Gebäudes um 1920



Wir gehen in nördlicher Richtung weiter und stehen vor dem Haus


Hauptstraße 24


Das breite zweigeschossige Gebäude stammt im Kern aus dem 18. Jahrhundert. Seit 1900 befand sich dort ein Textilgeschäft. 1984 erfolgte der Umbau des Erdgeschosses zur Gastwirtschaft. Mit dem Besitzerwechsel in 2002 erfuhr das Haus eine Generalsanierung und sein heutiges Aussehen.


Historische Ansicht des Gebäudes um 1900

Wir überqueren nun die Hauptstraße und gehen zum



Hotel Tuchhaus (ehemaliges Hotel Behringer) Marktplatz 5


Dieser große dreigeschossige Fachwerkbau über gemauertem Erdgeschoss stammt im Kern aus dem 16. Jahrhundert. Ursprünglich befand sich im Gebäude eine Färberei. Um 1892 nach dem Bau der Mainbrücke erfolgte der Umbau zum Gasthof zur Mainbrücke. Das Schmuckfachwerk wurde 1987 freigelegt und ziert seither das imposante Gebäude. Es ist zweifellos ein gelungener Blickfang am Marktplatz. Zudem kann man von dem zugehörigen Freisitz wunderbar den Marktplatz überblicken und unterhaltsam kommentieren.


Historische Ansicht des Gasthauses zur Mainbrücke von 1930



Wir gehen nun zurück zur Hauptstraße und folgen dieser in nördlicher Richtung.

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